2018 Jaguar E-Pace P 250 AWD AT S

2018 Andreas Riedmann & Drive-My

Wenn das gesamte Wesen einer Marke auf 250 PS und  4,40 Meter verdichtet wird, dann ist vieles vorhanden, aber ein bisserl  was kann dennoch verloren gehen.


Hoch in Style


2018 Jaguar E Pace

 

Modeschau. Hohe Front, hohe Gürtellinie, ein bissel Glas zum Rausschauen. Das trägt man jetzt so, und dem E-Pace sind dazu auch ein paar Muskeln eingezeichnet.

Der Automatik-Drehregler ist weg. Jener beim Starten aus der Versenkung surrende Drehknopf, wie wir ihn in vielen der anderen Jaguar-Modelle vorgefunden haben und an dem feinnervig die Fahrmodi hereingebeten werden, ist einem normalen Prügel gewichen, wie ihn auch die Koreaner haben.

Nix gegen Prügel an sich bei einer Automatik, aber wie groß der Fortschritt vor sieben Jahren war, merkt man erst, wenn er von den Damen und Herren aus dem Rotstiftmilieu wieder weggestrichen wird. Es möge jetzt allerdings nicht der Verdacht aufkeimen, dies wäre eine Geschichte des Verzichts: Der Jaguar E-Pace P 250 AWD ist zwar karosserieamts das kleinere der beiden Marken-SUVs, parkt also in den gleichen Lücken wie VW Tiguan oder auch Kia Sportage, spielt aber eine Performance aus, der die beiden anderen nicht folgen können.

Wir steigen hier also klar bei der Oberklasse zu, auch wenn sie mit 4,40 Metern auskommen muss. Deutlich Oberklasse ist der Motor, ein Zweiliter-Turbobenziner mit 250 PS. (Es gibt ihn im E-Pace auch mit 300 PS, so wie für den Einstiegs-F-Type konfiguriert.) Beim Fahren muss man nur noch die Gedanken an Sechszylinder beiseiteschieben, wie sie bis vor wenigen Jahren Jaguars motorische Unterkante waren, dann passt der Eindruck lückenlos.

Denn die Motorcharakteristik umreißt perfekt, wer immer bergauf sagt. Mühelos zieht er durch, assistiert von einer Neungang-Automatik, deren Gänge man nicht zählen kann, weil man das Schalten nicht spürt. Außer, man schaut auf den Drehzahlmesser, aber das ist dann nicht spüren, sondern ablesen. Was man bei den forschen Fahrleistungen nicht vergessen darf, aber leicht vergisst, sind die 1,8 Tonnen dieses E-Pace. Richtig, der größere F-Pace ist auch nicht schwerer, aber der trägt auch leichter an seiner Alukarosserie.

Apropos Vergleich mit dem F-Pace: Der E-Pace ist kürzer, aber weder niedriger noch schmäler.Folglich mangelt es dem Innenraum am ehesten an Kofferraumvolumen, da sollte man die Gedanken an unzerlegte Fahrräder und luftbefüllte Aufblaskrokodile lieber nicht an der Realität testen. Hinten sitzt man allerdings erstaunlich großzügig, aber mit tief gelagertem Hintern, so gehen sich gute Kopf- und Kniefreiheit aus. Hinten wie vorne aber verlangt das Sitzgefühl nach etwas Relativierung.


2018 Jaguar E Pace interior

 

Ziehen statt drehen. Der Automatik-Wahlhebel ist recht konventionell, die Bedienung zum Glück auch: nur ein Bildschirm, da bleibt die Übersicht durchaus intakt.



SHORTCUT

Was wir mögen
Jaguars Designlinie, auch wenn sie hier in ihrer pummeligsten
Form auftritt.
Was uns fehlt
Das Britische innen. Hightech alleine ist natürlich auch gut, aber die anderen holen auf.
Was uns überrascht
Dass 250 PS dann doch den Premiumanspruch sehr gut abstecken.
Perfekt, wenn … der F-Pace zu lang wäre.
Die Konkurrenz Potente 4,4-Meter-SUVs, also
BMW X2, Audi Q3, Mercedes GLA, Volvo XC40, Infiniti QX 30.


Dass wuchtige Karosserien mit schmalen Fensterschlitzen derzeit gerne genommen werden, zeigt das Straßenbild, der E-Pace trägt in dieser Disziplin allerdings besonders dick auf: Er scheint auch nach innen zu wachsen, Türen und Heckklappe sind 20 Zentimeter dick, die gesamte Karosserie wirkt so stählern aufgepolstert, dass sie einen umgibt wie eine Festungsmmauer. Man kann das als Geborgenheit wertschätzen oder sich ziemlich eingebunkert fühlen, je nach persönlichen Vorlieben. Hätte der E-Pace als erstes Auto der Welt sechs Sterne im Crashtest, man würde nicht stutzig darob.

Man wird aber auch die Kameras, die beim Rundumschauen helfen, nicht als aufdringlich empfinden, so man sie dazubestellt hat. Dies ist nämlich, Sie ahnen es schon, kein Auto, bei dem man beim Bestellen sehr aufs Geld schauen mag. Der E-Pace reicht von 38.600 (150-PS-Diesel mit Frontantrieb) bis 72.250 Euro für den 300-PS-Turbobenziner HSE mit Allradantrieb. Man sieht also den guten Willen, auch jenen dienlich zu sein, die locker einen VW Tiguan derklengen und sich noch ein bisserl nach oben strecken können. Man ahnt aber auch, dass die obere Grenze weit oben liegt.

Daher, ob seiner Statur und wegen seiner Motoren, hat der E-Pace ziemlich wenige direkte Konkurrenten: Ein BMW X2 ist schlanker und weniger stark, ein Audi Q3 nur weniger stark. Der Mercedes GLA reicht zwar als AMG bis 381 PS, ist aber so viel sehniger, dass sich keine Verwandtschaft einstellen mag. Auch bei Lexus oder Infiniti gibt’s nichts auf Augenhöhe, bleibt nur der Volvo XC40: auch ein bisschen mollig, schlägt aber die Großen beim Armdrücken, tritt als Designobjekt auf, das auch innen seine Fortsetzung findet.

Man sollte dieses Lob über das Interieur vielleicht aber nicht an den Innenraumfotos unseres Testautos verifizieren. Schwarz ist nämlich keine gute Farbe, wenn man den Unterschied zu einem gut ausgestatteten, sagen wir, Mazda CX-5 herausarbeiten will. Schwarz schaut zu unauffällig aus, hier sogar ein wenig enttäuschend. Denn durch seinen Verzicht auf Holz oder sonstige Dekorelemente, die als extravagant bei der Tür hereinkommen, zeigt unser E-Pace wenig von jener Britishness, für die man einen Jaguar auch kauft.

Wir empfehlen hier also das Windsor- Leder in Honigbraun, da verweilt das Auge auch gerne etwas länger an den Absteppungen, und wer sehr mutig ist und den passenden Lack bestellt, kann auch rotes Leder ordern. Stoff gibt’s in Serie übrigens nur beim Basis E-Pace. Freilich bringt der E-Pace auch die volle Palette an Assistenten mit, die ein modernes Auto mitkriegt auf seinen und unseren Weg, und was nicht in Serie dabei ist, gibt es gegen Aufpreis.


2018 Jaguar E Pace

 

Kontrastfarbe. Ein beliebter Kniff zur Verschlankung von SUVs ist eine Kontrastfarbe untenherum. Sie tut auch dem E-Pace gut.


 

So wurden aus den 55.500 Euro Listenpreis die 62.598 unseren Testautos. Stilistisch wirkt der E-Pace heute, 13 Monate nach seiner Vorstellung, übrigens deutlich unaufgeregter als damals. Das könnte an der Konkurrenz liegen, die SUVs auf hohem Designniveau nachgeschoben hat, es kann aber auch an der britischen Art des E-Pace liegen. Wir tippen in seinem und unserem Sinn einfach auf letzteres.


DATEN Jaguar E-Pace P 250 AWD AT S

Preis € 55.500,– (NoVA 19 %)
Basispreis € 38.600,– (D150 FWD)
Steuer jährlich € 1.306,44
Motor, Antrieb Vierzylinder-DITurbobenziner (1998 ccm),
9-Gang-Automatik, Allradantrieb mit 3 Lamellenkupplungen.
Leistung/Drehmoment 183 kW (249 PS)/5500/min, 365 Nm/1200-4500/min.
Fahrleistungen 0–100 km/h 7,0 sec,
Spitze 230 km/h, Normverbrauch/
CO2 9,5/6,6/7,7 l/100 km/174 g/km. Testverbrauch 10,8 l/100 km.
Dimensionen 5 Sitze, L/B/H 4395/1984/1649 mm, Tank 69 l,
Kofferraum 577-1234 l. Räder 235/60 R 18.
Gewichte Leergewicht 1832 kg,
Zuladung 568 kg, Anhängelast 750/1800 kg.
Sicherheit Euro NCAP
*****/86/87/77/72 % (2017)
Ausstattung 2-Zonen-Klimaautomatik, LED-Scheinwerfer und -Rückleuchten, Multifunktions-Lederlenkrad, Aufmerksamkeitsassistent, Parkhilfe v./h., Tempomat, Rückfahrkamera,
Spurhalteassistent, Notfall-Bremsassistent, Ledersitze (vorne zehnfach el. verstellbar), Navigation, Verkehrszeichenerkennung mit adaptivem Geschwindigkeitsbegrenzer, Einparkhilfe 360 ° etc.
Extras Metallic-Lack € 1.034,–, Dach in Kontrastfarbe € 730,–, Alufelgen 20 ” schwarz € 2.433,–, Windsor-
Leder € 4.085,–, Dachreling € 366,–, adaptives Fahrwerk € 1.337,– etc.

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