2019 Volvo V60 D4

2018 Achim Hartmann & Drive-My

Mit den größeren 90er-Modellen teilt er sich Plattform und Antriebspalette und soll in der Klasse der MITTELGROSSEN PREMIUM-KOMBIS den etablierten Anbietern Marktanteile abjagen. Wie gut ist der neue Volvo V60 mit 190 PS starkem Zweiliter-Diesel und Achtgangautomatik?


Was kann der V?


2019 Volvo V60 D4

 

2019 Volvo V60 D4


Das ist er nun also, der V60: lang gestreckt und elegant – und vom größeren V90 auf Anhieb kaum zu unterscheiden. Immerhin 17,5 Zentimeter kürzer und mit fast 70 Millimetern weniger Radstand, wirkt er dennoch etwas gedrungener als der große Bruder. Nicht alle fanden ja Volvos Plattformstrategie für die großen und mittleren Modelle so toll.

Doch der Erfolg gibt den Schweden recht, XC90 und V90 sowie der XC60 verkaufen sich weltweit hervorragend. Der Vorgänger des V60 dagegen war auf dem deutschen Markt nicht gerade ein Bestseller, auch weil der Kofferraum des Mittelklasse-Volvo eher Kompaktwagenformat hatte.

Geräumiger als der bisherige V60

Das soll beim Nachfolger anders sein, wenngleich die 1441 Liter Maximalladeraum nicht sonderlich viel sind. Da hat so mancher Kompaktkombi mehr zu bieten. Die Qualitäten des Volvo liegen woanders. Sie erschließen sich weniger beim Studieren der techni- schen Daten, obwohl die Preisliste schon mal für Aufschluss sorgt: Der V60 ist weiterhin nicht der preiswerteste Kombi seiner Klasse. Ab 43 300 Euro kostet er mit dem D4-Diesel, mit Achtstufenautomatik 2200 Euro mehr.

Etwas günstiger kommt der 150 PS starke D3, ihn gibt es bereits ab 40 100 Euro. Deutlich größer ist die Zahl, welche am Ende des Preisschilds dieses Testwagens stünde: 66 030 Euro. 22 730 Euro stecken also in den Sonderausstattungen des denimblauen Kombis, wobei die elektrische Lendenwirbelstütze für 60 Euro der kleinste, die 2460 Euro für das Sensus-Connect- Paket mit Bowers-&-Wilkens-Soundsystem der dickste Posten sind. Beinahe ebenso kostspielig, allerdings entbehrlicher ist das Xenium-Paket mit Head-up-Display und Panoramadach.

Sinnvoller erscheint da das Intelli- Safe-Pro-Paket für 1750 Euro. Es umfasst etwa den Pilot Assist II, der bis Tempo 130 teilautonomes Fahren ermöglicht, den Totwinkelwarner BLIS, die Heckaufprallabschwächung oder den Kreuzungsassistenten Cross Traffic Alert. Das teilautonome Fahren jedenfalls macht der elektronische Pilot sehr gut, der Abstand lässt sich mit zwei Lenkradtasten fix regeln, während Kamera und Radarauge die Umgebung checken. Noch besser: Spurhalte- und Gegenverkehrsassis- tent sind sogar bei allen V60 serienmäßig an Bord.


2019 Volvo V60 D4 interior

 

ÜBERM SCHEITEL bleibt im V60 wenig Platz. Sehr gut sind die Volvo-Sitze. PER WALZE lassen sich die Fahrmodi anwählen. Apple CarPlay ist im Navigationspaket ent- halten, das insgesamt 1500 Euro extra kostet. DAS VOLLDIGITALE Instrumenten-Display kostet ebenfalls Aufpreis, genau 450 Euro

Motor und Getriebe wenig harmonisch

An der Sicherheitsausstattung gibt es also nichts rumzumäkeln. Am Antrieb ebenfalls nicht? Ein drehmomentstarker Selbstzünder und eine vielstufige Wandlerautomatik, das ist meist eine passende Kombination. Im D4 gestaltet sich die Zusammenarbeit von Motor und Getriebe jedoch mitunter unharmonisch. Vor allem das Anfahrverhalten und die manchmal zu hektische Reaktion auf Gasbefehle stören da. Wippen zum manuellen Schalten fehlen, bei Bedarf muss man dazu den Wählhebel nutzen, der sich jedoch als etwas widerspenstig erweist.

Die Fahrleistungen sind dennoch mehr als in Ordnung, der D4 beschleunigt in unter neun Sekunden auf 100 km/h und ist weit über 200 km/h schnell. Dass er dagegen nicht zu den Verbrauchswundern zählt, liegt auch an dem mit 1784 kg recht hohen Gewicht des Testwagens. So benötigt er im Schnitt 7,5 Liter Diesel je 100 Kilometer, das ist noch akzeptabel. Aber selbst bei betonter Sparfahrt kommt der Volvo kaum unter die Sechs-Liter-Grenze. Dementsprechend liegt sein WLTP-Verbrauch bei 5,7 Litern auf 100 km.

Das hat im Übrigen auch Auswirkungen auf die Kfz-Steuer, die ja nun nicht mehr nach dem CO2-Ausstoß laut NEFZ, sondern laut WLTP berechnet wird. So wären beim D4 nun 300 statt 242 Euro Steuer fällig. Zu den nicht ganz so dicken Posten auf der Ausstattungsliste zählt das Adaptivfahrwerk für 900 Euro. Dessen Fahrmodus-Drehrädchen ist in der Komfortstellung am besten aufgehoben.

Dann poltern Fahrbahnunebenheiten nicht mehr so deutlich durchs Gebälk. Nein, eine Sänfte ist dieser Volvo nicht, er rollt zudem etwas herb ab. Erstklassig sind dagegen die Sitze in der ersten und zweiten Reihe, auch ohne elektrische Verstellung. Sie sind groß und bequem, mit angenehm griffigem Leder bezogen und auch für größere Insassen langstreckentauglich.

Interieur mit Volvo- typischem Ambiente

Das Raumangebot ist hingegen gerade noch klassenüblich, da haben andere Autos dieser Katego- rie mehr zu bieten. Im Fond stören die mäßige Kopffreiheit und der ausladende Mitteltunnel. Der Sitzplatz in der Mitte ist deshalb schlecht nutzbar. Erfreuen können sich die Volvo-Passagiere an der ausgesprochen guten Verarbeitung und dem nob- len Interieur, da präsentiert sich der V60 so edel wie die teureren Modelle der Marke.

Die Werkstoffe wirken hochwertig, die Verarbeitung makellos. Die Bedienung des Sensus-Connect-Systems bleibt jedoch auch im V60 gewöhnungsbedürftig. Toll dagegen: die effektive Gurthöhenverstellung und das ebenso teure wie exzellent tönende Soundsystem.


2019 Volvo V60 D4 trunk

 

KNAPP 1,5 KUBIKMETER passen maximal in den V60-Laderaum

 

Auf einen Blick

Vorerst sind nur drei Motorisierungen lieferbar. Zwei Plug-in-Hybrid-Benziner sollen in den nächsten Monaten folgen, die mit 340 und 390 PS das Programm nach oben abrunden werden. Zurzeit führt die Preisliste lediglich den Zweiliter-Benziner T6 AWD mit 310 PS und serienmäßiger Achtgangautomatik sowie den Zweiliter-Diesel mit 150 und 190 PS auf. Die Selbstzünder sind auch mit manuellem Schaltgetriebe, aber ausschließlich mit Vorderradantrieb lieferbar.

Allen Antriebsvarianten ist gemeinsam, dass sie in beiden Ausstattungslinien (Momentum und Inscription) zu haben sind. Die Momentum-Version ist bereits sehr gut ausstaffiert, unter anderem mit umfangreichem Sicherheitspaket samt City Safety, Spurhalteassistent und der sogenannten Oncoming Lane Mitigation, die unbeabsichtigtes Verlassen der Fahrspur auf Landstraßen vermeiden soll. Die Inscrip- tion-Variante fällt vor allem mit edlem Chrom- und Holzzierrat auf. Zudem bringt sie serienmäßig Digitalinstrumente und 18-Zoll-Aluräder mit.

Ausstattung

DIE ELEKTRISCHE HECKKLAPPE ist bei Kombis immer eine praktische Sache, vor allem, wenn sie wie beim V60 zusammen mit einem kleinen Laderaum-Paket für günstige 550 Euro kommt.

DAS AUTOMATIKGETRIEBE ist bei den beiden Dieselantrieben optional, der Aufpreis klassenüblich. Die Achtgangautomatik ist trotz nicht immer sehr harmonischer Arbeitsweise vor allem für Viel- und Kurzstreckenfahrer eine echte Empfehlung.

ADAPTIVFAHRWERKE sind in der Premium-Mittelklasse fast schon Standard. Bei Volvo heißt es Four-C-Technologie, wobei die vier Buchstaben für Continously Controlled Chassis Concept stehen.
Es ist für vergleichsweise günstige 900 Euro in der Preisliste zu finden.

DAS VOLL-LED-LICHT mit adaptiver Leuchtweite und intelligentem Fernlichtassistenten zählt zu den empfehlenswertesten Extras, dafür sind 600 Euro nicht zu viel.

DIE PARKKAMERA mit Vogelperspektive ist hilfreich, zumal der V60 eher unübersichtlich ist.  In Verbindung mit dem Xenium-Paket kostet sie angemessene 570 Euro.

DIE TOLLEN SITZE sind ebenfalls aufpreispflichtig. Ohne elektrische Verstellung und mit Leder bezogen sind sie für 1250 Euro zu haben. Selbst die elektrische Vierwege-Lendenwirbelstütze kostet extra, allerdings nur 60 Euro.


Extras und Highlights

DER SOUND im V60 ist absolute Spitzenklasse, für die volle Dröhnung muss es das Sensus Connect mit Premium-Sound für 2460 Euro sein, gibt es nur in Verbindung mit dem 2200 Euro teuren Business-Paket.

DAS PANORAMADACH gibt es für 1400 Euro. Es ist riesig und mit elektrischem  Sonnenrollo versehen. Für 2350 Euro empfiehlt sich das Xenium-Paket, welches zusätzlich das Head-up-Display mitbringt.

 

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