2019 Kia Sportage DAUERTEST

2018  Stefan Dinauer, Dino Eisele, Rossen Gargolov, Jonas Greiner, Clemens Hirschfeld, Arturo Rivas, Holger Wittich, Peter Wolkenstein & Drive-My

Es ist gerade mal zwei Jahre her, da meisterte der alte Kia Sportage die 100 000 DauertestKilometer ohne Mängel. Kann’s der neue genauso gut?


Rück- Runde


2019 Kia Sportage

 

2019 Kia Sportage


Es ist schon beeindruckend, wie sich Kia im letzten Jahrzehnt von der biederen Sparmarke zur attraktiven Import-Alternative gewandelt hat. Und das liegt nicht nur am einprägsamen Garantieversprechen von sieben Jahren, wie der erste Sportage bereits 2016 mit einer makellosen Bilanz im 100 000-KilometerDauertest bewiesen hat.

Noch im selben Jahr trat Sportage Nummer zwei seinen Dienst bei auto motor und sport an, diesmal mit einem modifizierten Zweiliter-Diesel, 185 PS, Allradantrieb und Schaltgetriebe. Konfiguriert in der meistgewählten Ausstattungslinie GT Line, repräsentiert er laut Preisliste einen Wert von 37 390 Euro.

Darin sind bereits serienmäßig Extras wie Navi, Sitzheizung vorn und hinten sowie Xenon-Scheinwerfer mit Kurvenlicht enthalten. Das Panoramadach, der Metallic-Lack und zwei Ausstattungspakete mit Fahrerassistenzsystemen sowie ein um belüftete Ledersitze aufgewertetes Interieur erhöhen den Preis auf 40 920 Euro.

Qualitätsschwächen

Eine beachtliche Summe also, die zunächst nicht so recht zur etwas lieblosen Detailverarbeitung des im slowakischen Zilina gebauten Testwagens passen will. Schon nach 4215 Kilometern erwähnen einige Kollegen nervige Klappergeräusche aus dem Fond. Erst nach einem außerplanmäßigen Besuch in der Werkstatt, bei dem die Rückbank neu justiert und besser gedämmt wurde, herrscht wieder Ruhe.

Allerdings nicht dauerhaft. Denn bereits nach 16 000 Kilometern fallen bei Autobahn-Richtgeschwindigkeit immer häufiger lästige Pfeifgeräusche auf, die uns bis zum Schluss begleiten. Außerdem entwickelt der Kia mit zunehmender Laufleistung bei niedrigen Drehzahlen ein hochfrequentes Gezirpe aus den Tiefen des Armaturenträgers. Trotz wiederholter Ursachen forschung ließ sich das Problem ebenso wenig beheben wie die gegen Dauertestende immer wieder auftretenden Kupplungsrutscher:

Dabei nimmt der Motor Gas an, treibt die Drehzahl in die Höhe, doch die Leistung kommt nicht an den Rädern an. Das tückische Phänomen trat ebenso unerwartet auf, wie es wieder verschwand. Ansonsten spulte der 4,48 Meter lange SUV seine 100 000 Kilometer vorbildlich ab.

Es gab keine weiteren außerplanmäßigen Werkstattaufenthalte, keinerlei Defekte oder System bstürze und keinen erhöhten Ölverbrauch. Sogar mit den 19 Zoll großen Reifen ging der Sportage sorgsam um. Drei vorgeschriebene Inspektionen und leicht erhöhter Bremsenverschleiß – das war’s. Letzterer lässt sich angesichts des Gewichts und der sehr ordentlichen Fahrleistungen aber verschmerzen.

„Einfache Bedienung und klimatisierte Sitze  wecken Sympathie“


2019 Kia Sportage

 

Die rund 200 km, um die Aussicht über Bregenz genießen zu  können? Ein Klacks im  Sportage


Zuverlässiger Antrieb

Verantwortlich hierfür ist ein etwas knurriger, aber überaus tatkräftiger Zweiliter-Diesel. Dank 400 Newtonmetern Drehmoment verleiht er dem 1,7-Tonner ein beachtliches Temperament und bleibt selbst bei voll beladenem Auto ein zugkräftiger Begleiter, der – wie die Abschlussmessung zeigt – am Ende der Distanz sogar schneller beschleunigt als zu Beginn. Dabei punktet das passend gestufte Sechsganggetriebe bis zum Schluss mit hoher Präzision und Leichtgängigkeit.

Der Testverbrauch pendelte sich bei passablen 8,1 Litern Diesel auf 100 Kilometer ein, aber auch Werte um sechs Liter sind möglich. Der Vorgänger Sportage über eine gute Traktion, und bei Bedarf unterstützen eine sperrbare Kraftverteilung (bis 30 km/h) sowie eine Bergan- und Bergabfahrhilfe das Vorankommen. Für Einsätze in schwierigem Gelände ist die Bodenfreiheit mit 17 Zentimetern jedoch etwas knapp bemessen. Viel wohler fühlt sich der SUV ohnehin auf asphaltierten Strecken, die gern auch kurvig sein dürfen.

Hier profitiert der Dauertester von der erwähnten GT Line, die ihm ein straffer abgestimmtes Sportfahrwerk und eine direkter ansprechende Lenkung beschert. So lässt sich der Kia präzise, mit wenig Seitenneigung und angenehm neutral durch Kurven steuern und macht dabei mehr Laune als manche Limousine. Nachteil der Abstimmung ist freilich eine teils deutliche Weitergabe von Querfugen und Straßenschäden an die Insassen.

Viel Lob im Fahrtenbuch heimst hingegen das übersichtliche Cockpit samt klar gezeichneten Instrumenten, sinnvoll platzierten Tasten und großen Ablagen ein. Einfach reinsetzen und losfahren – kein Problem. Nur ein Abstands- regeltempomat sowie die Anzeige derverbrauchte noch 9,4 Liter im Schnitt und kam nie unter die SiebenLiter-Marke. Dank seines automatisch zuschaltenden Allradantriebs verfügt der

STÄRKEN & SCHWÄCHEN

Beim Sportage fällt es schwer, gravierende Schwächen zu entdecken. Wem das Fahrwerk zu straff ist, der nimmt eben nicht die GT-Linie. Der Top-Diesel könnte etwas kultivierter sein, dafür ist er recht lebhaft und sparsam.

Im Innenraum des ansonsten solide verarbeiteten Kia nerven höchstens die gelegentlichen Knarzgeräusche aus dem Armaturenbrett. eingestellten Geschwindigkeit beim konventionellen Tempomat wurden vermisst. Darauf hat Kia übrigens reagiert, denn das ab August verfügbare Facelift-Modell bekommt eine automatische Distanzkontrolle samt Animation.

Simpel, aber immer aktuell

Infotainment und Navigation lassen sich mit zwei Drehknöpfen und dem acht Zoll großen Touchscreen leicht bedienen. Das Kartenmaterial wirkte jedoch von Anfang an recht antiquiert. Up to date sind trotzdem alle, die die Datenverbindung ihres Smartphones nutzen. Via Kia Connected Services lassen sich beispielsweise Verkehrs- und Wetterdaten in Echtzeit ziehen – sieben Jahre lang kostenfrei.

Mit dem Facelift beherrscht der Sportage zudem Apple CarPlay und Android Auto, bietet darüber hinaus eine Sprachsteuerung. Nicht verändert werden mussten die elektrisch verstellbaren Ledersitze. Nahezu alle Kollegen stiegen selbst nach langen Etappen wieder entspannt aus, lobten zudem an heißen Tagen die optionale Sitzventilation, die tatsächlich kräftig
kühlte.

Darauf müssen die Fondpassagiere zwar einstweilen verzichten, doch ansonsten haben auch sie keinen Anlass zur Klage. Ganz im Gegenteil: Die Kopffreiheit ist trotz des Panoramadachs üppig, die weich gepolsterte Bank bietet genügend Sitztiefe (48 cm), und dank der geteilt verstellbaren Lehne können es sich zwei Insassen dort noch gemütlicher machen. Hinter der Heckklappe verbirgt sich ein klassengemäß großer, gut zugänglicher Kofferraum (503 bis 1492 Liter) samt variablem Ladeboden.

Praktisch: Das Abdeckrollo lässt sich unter dem Boden verstauen. Weniger praktisch, aber SUV-typisch ist dagegen die hohe Ladekante. Abgesehen von den erwähnten störenden Zwischentönen bleibt zu konstatieren: Auch der neue Sportage ist ein zuverlässiger SUV. Insofern ist es kein Wunder, dass Kia die Fahrzeuggarantie so unbekümmert in die Länge zieht.


2019 Kia Sportage

 

Als Begleitfahrzeug für Fototermine war der Sportage bei unseren Foto- grafen besonders beliebt


So beurteilen Leser den Sportage

Seit Mai dieses Jahres bin ich Besitzer eines Sportage 1.6 T-GDI mit 177 PS. Nach den ersten 7000 Kilometern bin ich mit dem Fahrzeug sehr zufrieden. Die Verarbeitungsqualität ist sehr ordentlich, die Sitze sind bequem, und auch die Ausstattung lässt mit Panoramadach, elektrisch verstellbaren und belüfteten Ledersitzen so- wie Einparkautomatik keinerlei Wünsche offen. Der Verbrauch von durchschnittlich acht Litern auf 100 Kilometern ist für einen SUV mit Allrad und Benzinmotor meiner Meinung nach völlig in Ordnung.

Das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe arbeitet kaum merklich und sehr zuverlässig. Leider wirken die Fußmatten etwas billig, und die Fondlehnen sind nicht vom Kofferraum aus umklappbar. Außerdem vermisse ich eine Memory-Funktion bei Sitzen und Spiegeln. Insgesamt ist der Spor tage ein wirklich gelungenes Au- to, das zwar in Details nicht ganz an meine vorherigen Fahrzeuge von Mercedes und Volvo herankommt, aber ein deutlich besseres PreisLeistungs-Verhältnis als bei Premium-Herstellern bietet.

Außerdem steht Kia mit sieben Jahren Garantie für die Qualität ein. Vor allem wegen des leichteren Ein- und Ausstiegs erwarb ich im Sommer 2017 einen Sportage, mit dem ich bisher fast 10 000 km auf erfreuliche Art und Weise zurückgelegt habe. Neben der umfangreichen Garantie, seinem attraktiven Äußeren, den großzügigen Platzverhältnissen und der erhöhten Sitzposition hat der SUV noch weitere Vorzüge: So ist die Motorleistung des 1,6-Liter-GDI-Benziners mit 132 PS völlig ausreichend, und der Verbrauch liegt bei gemischten Fahrtstrecken zwischen sieben und acht Litern auf 100 km.

Erfreulich sind zudem der ruhige und leise Motorlauf, das exakt schaltbare Getriebe, die großen Wartungsintervalle sowie die umfangreiche Ausstattung. Auch die Verarbeitung hinterlässt einen sehr guten Eindruck. Speziell in der Version Dream Team Edition bietet der Kia ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis: Mehr SUV und Ausstattung fürs Geld gibt es in dieser Klasse meines Erachtens nicht.


2019 Kia Sportage

 

Stefan Dinauers carraraweißer Sportage am leicht verschneiten Arlbergpass


FAZIT Nicht fehlerfrei, aber zuverlässig

Besser als der fehlerfreie Vorgänger hätte der aktuelle Typ QL kaum abschneiden können, im Dauertest störten nur kleinere Qualitätsmängel das positive Gesamtbild. Ansonsten ist der Sportage ein zuverlässiger, geräumiger und recht agiler SUV, der seit dem Modellwechsel mit niedrigerem Verbrauch und geringerem Wertverlust punktet.


DATEN

Erstzulassung 6.5.2016
Fahrgestellnummer U5YPK813CGL077807
km-Stand bei Übernahme 3220
km-Stand bei Abschluss 103 230
gefahrene km 100 010
Hubraum cm3 1995
Leistung kW (PS) bei 1/min 136 (185) bei 4000
max. Drehmoment Nm bei 1/min 400 bei 1750
Leergewicht/zul. Gesamtgewicht kg 1716/2250

Fahrleistungen:
Beschleunigung in Sekunden Dauertest
Anfang/Ende
0 – 50 km/h 3,0/3,1
0 – 80 km/h 6,6/6,4
0 – 100 km/h 9,6/9,2
0 – 120 km/h 13,9/13,2
0 – 140 km/h 19,4/18,1
0 – 160 km/h 28,5/26,0
Zwischenspurt:
60 – 100 km/h 5,7/5,2
80 – 120 km/h 7,3/6,8
Höchstgeschwindigkeit in km/h 201
Verbrauch
(NEFZ-Norm) in l/100 km
Stadt/über Land/gesamt 7,1/5,2/5,9
CO2-Ausstoß 154
Schadstoffeinstufung Euro 6b
Verbrauchswerte im Test
minimal 6,2
maximal 10,6
Testverbrauch (Diesel) 8,1

MODELLPFLEGE

Sept. 2015 Vorstellung des neuen Sportage (QL) auf der IAA in Frankfurt
Jan. 2016 Markteinführung in Deutschland in den Ausstattungslinien Attract, Edition 7, Vision, Spirit, GT Line und Platinum Edition. Benzinmotoren: 1.6 GDI (132 PS/2WD), 1.6 T-GDI (177 PS/4WD). Dieselmotoren: 1.7 CRDi (115 PS/2WD), 2.0 CRDi (136 PS/2WD und 4WD), 2.0 CRDi (185 PS/4WD)
Jan. 2017 Sondermodell Dream Team Edition
Jan. 2018 1.6 T-GDI als 2WD lieferbar

KOSTEN

Neupreis und Schätzpreis1)
Testwagenpreis am 20.6.20162) 40 920,–
Testwagenpreis am 5.4.20182) 41 210,–
Schätzpreis nach 100 000 km3) 21 900,–
Festkosten pro Jahr
Kraftfahrzeugsteuer 308,–
Haftpflichtversicherung4) 1183,–
Teilkaskoversicherung5) 536,–
Vollkaskoversicherung6) 2688,–
Betriebskosten über 100 000 km
Kraftstoff 8074,4 Liter 9366,30
Ölnachfüllmenge keine
Ölwechselmenge 23,2 Liter 382,92
Wartung (ohne Öl) 768,79
Reparaturen 898,56
Reifenkosten anteilig 1209,58
Gesamtkosten 12 626,15 Euro 12,6 ct/km
Gesamtkosten abzüglich Kraftstoff,
Öl und Reifen 1667,35 Euro 1,7 ct/km

PLUS / MINUS

+ langstreckentauglicher Reisewagen
+ bequeme Sitze inklusive Lüftung
+ gutes Platzangebot im Fond
+ einfache, übersichtliche Bedienung
+ kräftiger und sparsamer Diesel
+ helle, mitlenkende Xenon-
Scheinwerfer
+ präzise Lenkung
+ leichtgängige Schaltung
+ Lenkradheizung
+ leicht bedienbares Infotainmentund
Navigationssystem
+ gute Traktion
+ neigungsverstellbare Fondsitzlehne
+ gut nutzbarer Laderaum
– mäßige Rundumsicht
– diverse Klappergeräusche
– straffes GT-Line-Fahrwerk
– fehlende Smartphone-Kopplung
– hohe Ladekante
– brummiger Dieselmotor
– schlecht erkennbarer Ölmessstab
– zeitweise nicht definierbares
Kupplungsrutschen
– Tempomat ohne Anzeige der
eingestellten Geschwindigkeit

REIFEN

Hersteller/Typ
Reifengröße • Satzpreis1)
• Laufleistung • Restprofil • Reifenkosten2)
Continental SportContact 5
• 245/45 R 19 W • Erstausrüstung
• 42 852 km • ca. 20 % • keine
Michelin Pilot Alpin 4
• 245/45 R 19 W • 1147,20
• 51 670 km • ca. 15 % • 1010,92
Pirelli Sottozero 3
• 245/45 R 19 V • 988,00
• 5488 km • ca. 90 % • 198,66

MÄNGELINDEX

Zweimal musste der Sportage Typ QL außerplanmäßig in die Kia-Werkstatt. Während die klappernde Rückbank schnell justiert werden konnte, blieben das knarzige Armaturenbrett und das sporadisch auftretende Kupplungsrutschen bis zum Ende des Dauertests erhalten.

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