Der nissan leaf, im jahr 2010 europäisches auto des jahres, rollt in seiner zweiten auflage mit einem deutlich aufgefrischten design und zahlreichen neuen assistenzsystemen auf den markt.
WELTBESTSELLER WIRD WELTMEISTERLICH
Der Nissan Leaf: Der Weltbestseller aus dem e-mobil-Segment.
Das Kompaktmodell ist endgültig aus seiner Exotennische ausgebrochen und in der Modellfamilie angekommen. „Für uns ist der Leaf nicht mehr das Elektromodell in unserer Palete, sondern ein vollwertiges Familienmitglied in unserem Angebot“, erklärt Guillaume Pelletreau, Nissan-Deutschland-Geschätsührer, bei dem japanischen Elektro-Pionier.Auch bei den praktischen inneren Werten hat der japanische Elektro-Weltbestseller zugelegt und erreicht nun eine deutlich verbesserte Geräumigkeit. Der Mut der Japaner, sich mit dem elektrisch angetriebenen Großserienmodell auf den Markt zu wagen, als Elektromobilität allenfalls ein Thema ür Spezialisten war, hat sich inzwischen ausgezahlt.
Aktuell wird in Europa alle zwölf Minuten ein Nissan-Elektromodell verkaut. So verschat man sich einen Vorsprung. Im Vergleich zum eher pummeligen Vorgänger ist der neu vorgestellte Leaf ein vollkommen neues Fahrzeug geworden. In allen Bereichen hat das Modell zugelegt, und wer Elektromobilität mit Verzicht gleichsetzt, wird erstaunt sein, wenn er zum ersten Mal mit dem Stromer auf die Straße rollt. ob es gleich zu einem „neuen Fahrerlebnis“ reicht, wie Nissan etwas euphorisch verkündet, sei dahingestellt.
Das überraschende am neuen Leaf ist, dass er nichts Überraschendes mehr hat und sich tatsächlich nahtlos in die Modellfamilie einügt. Was wiederum relativiert werden muss, denn eine Eigenschat hat kein anderes Modell auf den Straßen.
DIE ELEKTROMOBILE REVOLUTION FINDET IM FUSSRAUM STATT
Der Leaf lässt sich mit einem Pedal dirigieren – die Bremse im Fußraum ührt, wenn man sich einmal an die neue Technik gewöhnt und sie entsprechend dosiert einsetzt, ein reichlich einsames Leben. Verantwortlich ür diese auf den ersten Blick verwirrende Technik ist das sogenannte e-Pedal, das in Wahrheit gar kein Pedal ist, sondern ein Schalter auf der Mitelkonsole. Nissan nennt seine Technologie „one Pedal Driving“ und ist davon überzeugt, damit eine „Revolution am Fuß“ loszutreten. Das ist etwas hochgegrifen, aber auf jeden Fall ist der Fahrer so in der Lage, den Wagen ohne Wechsel vom Gas- auf das Bremspedal zu dirigieren.
Tatsächlich steuert das „e-Pedal“ die Rekuperation der beim Bremsen gewonnenen Energie. Diese Funktion haben auch andere Elektro- und Hybridfahrzeuge, doch erreicht keiner der Mitbewerber eine derart hetige Reaktion, die beim ersten Autrit den Fahrer beeindruckt. Nach Nissan-Angaben erreicht das „e-Pedal“ eine Bremsrate von bis zu 0,2 g. Der Anänger, der zum ersten Mal ausgebremst wird, erschrickt zunächst, wenn man bereits weit vor einer roten Ampel zum Stillstand kommt.
Gut, dass der restliche Verkehr über die Bremsleuchten gewarnt wird. Doch nach kurzer Zeit schon zeigt sich das System von seiner angenehmen Seite, und der Trit auf das Bremspedal wird nicht mehr vermisst. Allenfalls auf kurvigen Strecken gerät die Technik an ihre Grenzen, und man greit auf die konventionelle Verzögerungstechnik zurück um eine lüssige Fahrt zu erreichen. Nissan zitiert Studien, nach denen die Fahrer das „e-Pedal“ in 90 % der Fahrtzeit nut zen können.
Während das „Schalter-Pedal“ in allen Versionen serienmäßig ang eboten wird, kommt der ProPilot erst ab der Ausstatungsstufe N-Connecta zum Einsatz. Damit lässt sich der Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug konstant halten, und gleichzeitig bleibt der Leaf immer in der Mite der Fahrspur und bremst bei Bedarf bis zum Stillstand ab. Gerät der Verkehr innerhalb von drei Sekunden wieder in Bewegung, folgt der Leaf dem Vordermann. Dauert es ein wenig länger, wird der Fahrer aufgefordert, die Bremse zu treten.
Übersichtlich und schnörkellos hat der Fahrer die instrumente und die Fahrbahn im Blick
LEISTUNG WURDE UM SATTE 38 % GESTEIGERT
Abgesehen von dieser durchaus gewöhnungsbedürtigen Technik, zeigt sich der Leaf als angenehmes Kompaktmodell. Im Gegensatz zum Vorgänger verzichteten die Nissan-Kreativen auf Gimmicks wie in einem eigenen Instrument wachsende Bläter, die eine besonders umweltschonende Fahrweise belohnen sollten. Vor dem Lenkrad beinden sich die üblichen Instrumente. Auch in diesem Bereich ist der Leaf in der Nissan-Welt angekommen.
Wie alle Elektrofahrzeuge beginnt die Fahrt – falls verlangt – mit einem sportlichen Start, bei dem das maximale Drehmoment von jetzt 320 Nm (plus 26 Prozent gegenüber dem Vorgänger) bereitsteht. Zwischen Null und 100 km/h vergehen bescheidene 7,9 Sekunden. Damit lässt sich der eine oder andere Ampelstart gewinnen, was immer wieder verblüte Gesichtsausdrücke beim Rest der automobilen Welt hinterlässt.
Die Leistungsentfaltung ist einem neuen Antriebsstrang geschuldet, dessen Leistung im Vergleich zum Vorgänger um 38 Prozent auf 110 kW (150 PS) gesteigert wurde. Auch die Baterie erlebte eine gründliche Überarbeitung und besitzt nun, erklären die Nissan-Techniker, eine um 67 Prozent verbesserte Energiedichte, was sich in eine Kapazität von 40 kWh übersetzt und zudem die Reichweite entscheidend verbessert. Als eines der ersten Elektrofahrzeuge wurde der Leaf nach der neuen WLTP-Methode (Worldwide Harmonized Light Duty Test Procedure) getestet.
Das neue Verfahren ist deutlich näher an der Verkehrs-Wirklichkeit und ergab eine städtische Reichweite von 415 Kilometern, was sich im kombinierten Zyklus auf 285 Kilometer relativiert. Zum Vergleich: Nach dem bisher üblichen europäischen NEFZ-Testverfahren ist die Batterieleistung erst nach 378 Kilometern aufgebraucht. Im realen Fahrbetrieb können diese Werte durchaus erreicht werden – auf jeden Fall kann der Fahrer der Reichweitenangabe in der übersichtlichen Instrumententafel vertrauen und erlebt nicht wie bei vielen anderen Elektromobilen böse Überraschungen.
Als Höchstgeschwindigkeit gibt Nissan 144 km/h an. Das ist allenfalls ein theoretischer Wert, wenn man die Reichweite im Rahmen halten will. Natürlich ist der Leaf kein Elektrosportwagen, sondern ein kompakter Familientransporter mit einem angenehm gestalteten Innenraum ür Fahrer und Passagiere – und zudem ein leiser Vertreter seiner Art. ofensichtlich haben die Entwickler nicht mit Dämmmaterial gespart und der Karosserie einen aerodynamischen Feinschlif spendiert, um akustische Belästigungen auszuschließen. Allein die Gestaltung des Heckspoilers bringt zusätzliche 2,5 Kilometer Reichweite.
So unauällig wie die Geräuschentwicklung rollt der Stromer über die Straßen. Dank der guten Abstimmung zwischen Dämpfung und Federung erreicht der 4,50 Meter lange Leaf Komfortwerte, die denen der Verbrennermodelle nicht nachstehen, und so lange die Gesetze der Physik akzeptiert werden, stellt der Stromer seinen Fahrer nicht vor Probleme. Natürlich ist der Leaf mit der Außenwelt vernetzt, und das Navigationssystem kennt auch die Ladesäulen in der Nähe. Über eine Smartphone-App lässt sich zudem die Klimaanlage starten.
Die Batterie erlebte eine Überarbeitung und besitzt nun eine wesentlich höhere energiedichte, was die reichweite entscheidend verbessert. Jetzt sind auch lange umlandausfahrten überhaupt kein problem mehr.
MIT BIDIREKTIONALEM LADEN DAS STROMNETZ STABILISIEREN
Als eines der ersten Elektromodelle ist der Schnellladestandard CHAdeMo ür bidirektionales Laden ausgelegt. Über diese Technik können E-Mobile zur Stabilisierung des Stromnetzes beitragen. Auf lange Sicht werden die Nissan-Kunden zu, so ein Nissan-Sprecher, „aktiven Teilnehmern im Energiemarkt“. Bis es so weit ist wird aber noch einige Zeit vergehen. Die ersten entsprechenden Parkhäuser werden gerade gebaut. Die Ladezeiten variieren je nach Anschluss von 18 Stunden (einfache Haushaltssteckdose) bis zu 40 bis 60 Minuten an einem CHAdeMo-Anschluss. Die Baterie kommt mit einer achtjährigen Garantie (oder 160.000 Kilometer) zu den Kunden.
Der Leaf gehört wie der Kleintransporter e-NV zur langfristigen Elektrostrategie des Unternehmens. Bis zum Jahresende wird außerdem noch eine stärkere Baterie ür den Leaf nachgereicht, was sich dann in eine größere Reichweite übersetzt. „Wir wollen die E-Mobilität in den kommenden Jahren nach vorne treiben“, erklärt ein Nissan-Sprecher die Strategie der Japaner. „Unsere Richtung ist eindeutig elektrisch, und im Jahr 2025 streben wir einen E-Anteil von 35 bis 40 % an.“
Dann werden auch Modelle aus anderen Segmenten die Palete ergänzen. Denkbar sind zum Beispiel Crossover-Modelle oder Kleinwagen. In Japan zum Beispiel rollt bereits der Note epower sehr erfolgreich über die Straßen und bis 2027 peilen die Nissan-Verantwortlichen einen Bestand von einer Million E-Modelle an. In Deutschland beginnt die Preisliste bei 31.090 Euro ür das Basismodell.
Die Version Acenta kommt mit dem empfehlenswerten CHAdeMo-Anschluss für schnelles Laden zu den Kunden und kostet mindestens 35.600 Euro. Für die Variante N-Connecta verlangt Nissan 37.450 Euro, und die Top-Version Tekna startet bei 39.850 Euro. Allerdings müssen sich die Leaf-Interessenten in Geduld üben. Die Wartezeit liegt aktuell bei einem knappen Jahr.
„ Der Leaf gehört wie der Kleintransporter e-NV zur langfristigen Elektrostrategie von Nissan.“
TECHNISCHE DATEN NISSAN LEAF
Motor Front/ elektromotor
Leistung 110 kW / 150 pS bei 3.283–9.795 u/min
Max. Drehmoment 320 Nm bei 3.283 u/min
Höchstgeschwindigkeit 144 km/h
Beschleunigung Von
0 auf 100 km/h in 7,9 sec.
Akku laminierte lithiumionen-Batterie
Batteriekapazität 40 kWh
Reichweite 285 km (Wltp) / 378 km (NeFZ)
Eizienzklasse A+
Länge 4,49 m
Breite 1,79 m
Höhe 1,53 m
Radstand 2,70 m
Leergewicht min. 1.580 kg
Zuladung max. 415 kg
webseite / weitere Infos: www.arrive-magazin.com, www.nissan.de
Preis Ab 35.600 euro Arrive Bewertungssystem