Wer in den 1980er-Jahren das Nonplusultra suchte, wählte die S-Klasse von Mercedes. Reizvolle Alternative zur Limo war das schicke SEC-Coupé. Besonders das Achtzylinder-Flaggschiff 560 SEC erschloss ganz neue Käuferkreise
Protz und Prestige
1980er Mercedes S Klasse W126 Coupé 560sec
Ganz ehrlich: Denkst du an den dicken Benz, hast du gleich ein Bild vor Augen, das die braven Schwaben ganz bestimmt nicht wollten. Das seinerzeit beste Coupé der Welt zog nämlich nicht nur honorige Topverdiener in seinen Bann, sondern auch die nicht so stilsicheren Jungs aus dem Rotlichtmilieu. Behängt mit reichlich Radlaufchrom, unsäglichen Spoilern und Potenz sug war die Karosserie zumindest teilverzinkt.
Wer also auf der Suche nach dem Highend-Benz der 80er ist, tut gut daran, ein substanziell kerngesundes Auto auszuwählen, selbst wenn es teuer ist. Und auch dann sollte immer noch genügend Geld für unvorhergesehene Reparaturen in der Schublade liegen. Denn natürlich bleibt auch ein dreißig Jahre alter Sternträger seinem Ruf verpfl ichtet: Er ist technisch ganz oben, luxuriös und komfortabel wie kein Zweiter, fordert aber eine gut gefüllte Börse, respektieve eine Kreditkarte ohne Limit. Hat man das Gefühl, der Vorbesitzer handelte eher nach dem Motto „Breitreifen statt Ölwechsel“ – Finger weg, auch robuste Technik leidet, wenn sie nicht regelmäßig gewartet wird.
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In puncto Motor gibt’s nichts zu diskutieren. Ob es wirklich 5,6 Liter Hubraum sein müssen, mit 220 kW und acht Zylindern, in denen Kolben vom Volumen kleiner Schiffsmaschinen arbeiten? Es muss, wenn absoluter Komfort gefragt ist. Einem Vier- oder Sechszylinder mit noch so vielen Ventilen lässt sich nun mal keine Laufkultur anerziehen wie einem V8 mit knapp sechs Litern. Das riesige Leichtmetall-Aggregat arbeitet praktisch unhörbar und kann bei guter Pfl ege legendäre Laufl eistungen von mehr als einer halben Million Kilometer erreichen.
Das gediegene Lounge-Feeling wird verstärkt durch die rahmenlosen Seitenscheiben. Auch sie sind superleise, da pfeift und zischt nichts. Gar nichts. Der 4,93 Meter lange 1,8-Tonner wird nicht einmal auf brutal schlechtem Holperpfl aster historischer Landstraßen aus der Ruhe gebracht. Reifengeräusche? Gibt’s nicht. Handlich, servounterstützt und niveaureguliert zieht der Benz seine Bahnen, auf Wunsch auch gerne in sportlicher Gangart, der auch die unverwüstliche Automatik keinen Abbruch tut. Allenfalls der Verbrauch. Schlappe 16, 17 Liter genehmigt sich der Achtender in der Stadt, bei Bleifußfahrt rauschen gerne auch mal 20 Liter plus durch die Düsen.
Damit das nicht so auffällt, hält der Tank gewaltige 90 Liter vor – womit wir wieder beim dicken Geldbeutel wären … Aber wer will denn schon kleinlich werden. Zum Sparen gibt’s andere Autos, und das erhabene Gefühl, in einem der teuersten Autos seiner Zeit dahinzugleiten, über den Dingen zu schweben und den Alltag draußen zu lassen, ist eh´ unbezahlbar. 4,93 lang, 1,82 breit und 1,41 fl ach sind die nüchternen Eckdaten des 560 SEC. Die Emotionen, die dieses Relikt aus einer anderen
1980er Mercedes S Klasse W126 Coupé 560sec
Zeit vermittelt, lassen sich nicht so einfach messen. Der SEC ist ein Fahrzeug von Format für Menschen von Welt. Daran hat sich seit 1981 nichts geändert und wird auch noch länger so bleiben. Der SEC ist nicht nur eine Klasse für sich, er ist auch eine super Geldanlage. In gutem Zustand, unverbastelt und sauber gewartet ist er kaum mehr zu bekommen. Falls doch, dürfen Sie Ihre schwarze Kreditkarte gerne einsetzen. Eine bessere Rendite, die auch noch Spaß macht, bekommen Sie nicht mal auf den Cayman Islands…