ER SIEHT SO AUS, wie seine letzte Produktionsstätte heißt: Saab ließ den 96 in der finnischen Stadt Uusikaupunki produzieren.
Skurriler Erfolgstyp: Siege bei der Rallye Monte Carlo, über 20 Jahre lang gebaut
Und zwar bis 1980, obwohl die Kiste ja schon am ersten Verkaufstag – 20 Jahre zuvor – schräg und schrullig wirkte. Der 96 unterschied sich formal kaum von seinen Vorgängern, seine Form war nicht weniger vergleichbar mit der eines windschlüpfigen Stücks Seife, das Saab um vier Räder und eine Fahrgastzelle ergänzt hatte. Und um einen Zweitaktmotor, der sich 38 bis 42 PS aus drei Zylindern sägte. Sportvarianten mit drei Vergasern brachten 57 und mehr PS – und dem 96 auf Rallyepisten Respekt.
Er war ein Gewinnerauto, wenn Erik Carlsson oder Stig Blomqvist am Steuer kurbelten. Sie machten vor, wie der 96 sich gutmütig untersteuernd in Kurven bringen lässt, um dann mit provoziertem Lastwechsel ordentlich mit dem Heck zu kommen. Erst lange nachdem 1967 der Wechsel vom Zweitakter zum Ford-Viertakt-V4 erfolgt war, traute man sich Ende 1975, den Saab nach Deutschland zu exportieren, worüber sich im ersten Jahr fast 150 Leute so freuten, dass sie einen kauften. Versteht man schon einen 99 als unkonventionellen Wagen, drängt sich ein 96 oder 95 – so heißt der Kombi – geradezu auf.
SPEZIALISTEN Garage Krauer, Tel. 00 41/52/394 16 94, www.garagekrauer.ch Autohaus Berrendorf GmbH, Vogelsanger Str. 352, 50827 Köln, Tel. 02 21/ 58 11 94 Bende Automobile, Eckhardsgraben 6, 61184 Karben, Tel. 06039/44 805, Arne Frischmuth, Tel. 023 07/45 07, www.arne-frischmuth.de Autohaus Heuschmid GmbH, Tel. 083 31/123 69, www.heuschmid.de
CLUBS 1. Deutscher Saab Club e. V., Tel. 015 20/257 99 96, erster-deutscher-saab-club.de Saabclub Schweiz, Sektion Oldtimer, www.saabclub.ch Saab-Freunde Erftkreis, Tel. 021 61/247 24 12, www.saabfreunde.de
PREISE Erstaunlich günstig, Tendenz aber steigend. Zweitakter kosten meist mehr als die V4, obwohl diese für den Alltagsgebrauch eindeutig die bessere Wahl darstellen. Topexemplare kosten rund 11 000 Euro
DARAUF SOLLTEN SIE ACHTEN
1 Bodenblech, Türunterkanten
2 Scheibenrahmen vorn und hinten
3 Kotflügel
4 Lager Ausgleichswelle
5 Verschleiß Stirnräder (V4)
6 Fahrwerk, oberes Traglager
7 Ventilspielkontrolle alle 10 000 km
8 Zündanlage, Unterbrecherkontakt
9 Fahrwerksbuchsen Hinterachse
10 Synchronringe zweiter Gang
Die zunächst verbauten Zweitakter ersetzen ab 1967 Ford-V4-Motoren mit 1,5 Litern Hubraum
DATEN UND FAKTEN
MOTOR Wassergekühlter VierzylinderV-Motor, vorn längs, Bohrung x Hub 90 x 58,9 mm, Hubraum 1498 cm³, Verdichtung 9 : 1, Leistung 68 PS bei 5500/min, max. Drehmoment 113 Nm bei 3000/min, zwei Ventile je Brennr., betätigt über eine zentrale stirnradgetriebene Nockenwelle, Stoßstangen und Kipphebel, drei Kurbelwellenlager, Fallstromvergaser (erst Solex, dann Ford), Ölinhalt 3,25 Liter
KRAFTÜBERTRAGUNG ViergangSchaltgetriebe, Vorderradantrieb
KAROSSERIE UND FAHRWERK Selbsttragende Stahlkarosserie, vorn Einzelradaufhängung an Dreiecksquerlenkern, Schrauben federn, Teleskopdämpfer, hinten U-förmige Starrachse, Längslenker, Schraubenfedern, Teleskopdämpfer, Zahnstangenlenkung, vorn Scheiben-, hinten Trommelbremsen, Reifen 155 R 15
MASSE UND GEWICHT L x B x H 4300 x 1590 x 1470 mm, Radstand 2498 mm, Spur vorn/hinten 1240/1230 mm, Tankinhalt 38 Liter, Gewicht 930 kg
FAHRLEISTUNGEN UND VERBRAUCH 0 bis 100 km/h in 19 s, Vmax 149 km/h, Verbrauch 9,5 l/100 km
PLUS Kostengünstig in Anschaffung und Unterhalt, zuverlässig und robust, fahraktiv und handlich, in Mitteleuropa eher exklusiv
MINUS Zweitakter der ersten Serien bis 1967 schwach und laut, manche Teile sind schwer zu bekommen
INSIDER-TIPP Späte Modelle sind günstiger, haben die etwas stärkeren Motoren und vorn schon Scheibenbremsen. Auch stärkere V4 von Ford sind nachrüstbar
